Aktionsphase zur Stärkung der Tarifbindung im Zukunftsdialog gestartet

Der DGB-Kreisverband Krefeld hat vor dem Werkstor des Heimtierbedarf-Herstellers Fressnapf ein Zeichen für Tarifbindung und Mitbestimmung gesetzt.

Im Herbst haben DGB und Gewerkschaften die zweite deutschlandweite Aktionsphase im DGB-Zukunftsdialog gestartet. Ziel der Aktionen ist es, die Tarifbindung zu stärken. Denn immer weniger Beschäftigte profitieren von einem Tarifvertrag. Deutschland wird zu einer Tarifbaustelle. Und das kostet unsere Gesellschaft 40 Milliarden Euro jährlich. "Das Geld fehlt für den sozialen Ausgleich und für dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur und in Bildung", kritisiert DGB-Vorstand Stefan Körzell.

>> Tarifflucht-Atlas: DGB-Berechnungen zeigen Kosten für jedes Bundesland

Ohne Tarifvertrag weniger Geld im Portemonnaie

Nicht nur unsere Sozialkassen und der Staat erleiden Verluste durch die Tarifflucht der Unternehmen, auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben weniger Geld in der Tasche. DGB-Berechnungen zeigen: Würden alle Beschäftigten nach Tarif bezahlt, wäre die Kaufkraft jährlich 35,1 Milliarden Euro höher.

Tarifverträge setzen bessere Standards für Beschäftigte

Mit einem Tarifverträgen steigen nicht nur die Löhne. Beschäftigte mit Tarifvertrag haben auch mehr Urlaubstage, kürzere Arbeitszeiten und erhalten in der Regel Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Diese Vorteile stellen auch die aktuellen Aktionsmaterialien dar: In Fußgängerzonen können deutschlandweit "Tarif-Fische" geangelt werden, um Passantinnen und Passanten die Vorteile eines Tarifvertrags vor Augen zu führen.

Auch für Arbeitgeber sind Tarifverträge wichtig und sinnvoll. Nicht nur, weil sie für ein gutes Betriebsklima und zufriedene, motivierte Beschäftigte sorgen, sondern auch weil sie allen Unternehmen gleiche Wettbewerbsbedingungen garantieren. Insbesondere Flächentarifverträge, die für eine ganze Branche gelten, sorgen für fairen Wettbewerb und verhindern Dumpinglöhne.

Doch in Deutschland profitieren immer weniger Beschäftigte von einem Tarifvertrag: 1998 arbeiteten noch 76 Prozent der Beschäftigten in Westdeutschland und 63 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland in Unternehmen mit Tarifbindung. Neun Jahre später waren es nur noch 57 bzw. 46 Prozent. Auf diese negative Entwicklung macht der DGB-Zukunftsdialog jetzt mit einer Aktionsphase aufmerksam und zeigt, wie es anders geht.

Kein öffentlichen Aufträge an Unternehmen ohne Tarifvertrag

Dabei nehmen DGB und Gewerkschaften besonders die öffentliche Hand in die Verantwortung und fordern: Keine öffentlichen Aufträge mehr an Unternehmen ohne Tarifvertrag. Denn die öffentliche Hand hat nicht nur eine Vorbildfunktion, sondern auch eine enorme Marktmacht: Jährlich vergeben Bund, Länder und Kommunen Aufträge in Höhe von 450 bis 500 Milliarden Euro. Das sind 15 Prozent des BIP. Um Lohndumping und unfairem Wettbewerb vorzubeugen, fordert der DGB deshalb Tariftreue als Vergabekriterium zu verankern. Außerdem sollen die Reform der Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) weitergeführt werden und die Nachbindung und Nachwirkung von Tarifverträgen ausgebaut werden.

Diese politischen Maßnahmen könnten einen Anreiz für Unternehmen bilden, wieder in die Tarifbindung zurückzukehren. Arbeitgeberverbände sollten zudem sogenannten "OT-Mitgliedschaften" nicht mehr zulassen, also keine Unternehmen mehr aufnehmen, die keine Tarifbindung vorweisen. Mit Aktionen vor Unternehmen macht der DGB-Zukunftsdialog sowohl auf "tairffreie Zonen" als auch auf gute Beispiele aufmerksam.

Zuletzt liegt es auch in der Hand der Beschäftigten für gute Arbeitsbedingungen einzutreten: Schließen sie sich einer Gewerkschaft an, stärkt das auch deren Verhandungsmacht.

Das können Sie machen

>> Hintergrund-Infos, Fotos und ein Video der Aktionsphase finden Sie auf der Webseite des DGB

 

Foto: DGB/Stefan Fahl