"Weitermachen wie vorher?" – Die Debatte um Wirtschaft und Wachstum während der Corona-Krise

Engagierte Beiträge und Debatten gab es von März bis Juli 2020 auf unserer Online-Dialogplattform redenwirueber.de. Der folgende Artikel zeigt eine Momentaufnahme ausgewählter Diskussionen zum Thema Wirtschaft und Wachstum während der Corona-Krise. Besonders zu einem neuen Zusammenspiel von Wirtschaft und Umwelt haben wir vielfältige Impulse erhalten.
Die Meldungen über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise überschlagen sich immer wieder und können einen schwindelig machen: Von negativen Berichten wie über die sechzig Prozent der Betriebe in der Gastronomie, die befürchten den Winter nicht mehr zu überstehen, bis zu positiven Prognosen, die davon ausgehen, dass die Wirtschaft in Deutschland bereits Ende 2021 wieder so brummt wie zuvor.
Stetiges Wachstum noch richtig?
Die Debatten beim Zukunftsdialog zum Themenbereich Wirtschaft drehen sich um vielfältige Aspekte. Neu ist ein verstärkt nachdenklicher Ton, ob denn stetiges Wachstum und "immer mehr" noch richtig sein können. Sollte die Welt nicht doch umdenken und nachhaltiger wirtschaften? Wie viel Konsum ist wirklich nötig? Der Erhalt von Arbeitsplätzen in der Industrie ist für Gewerkschaften wichtig. Beim Zukunftsdialog gab es interessante Impulse dazu:
"Wir müssen diese Zeit jetzt nutzen, um darüber nachzudenken, in welcher Richtung es mit unserer Wirtschaft weitergehen soll. Weitermachen wie vorher oder nochmal neu strukturieren, welche Berufe wirklich wichtig sind für unsere Gesellschaft und dementsprechend bezahlt werden sollten und welche Industrien wir wirklich für die Zukunft fördern wollen", meint ein Beitrag.
"Ökologie und Ökonomie dürfen kein Widerspruch sein"
"Warum brauchen wir so viel Konsum nur für den DAX und fürs angebliche Wachstum? Das geht nur, wenn wir die Erde ausbeuten", betont ein weiterer Beitrag. Umweltschutz und Klimaschutz werden mit den Fragen nach einer Wirtschaft der Zukunft verknüpft: "Ökologie und Ökonomie dürfen kein Widerspruch sein und der Mensch muss im Vordergrund stehen." Dabei würden auch höhere Kosten in Kauf genommen für mehr Nachhaltigkeit:
"Ökologie und Ökonomie werden in naher Zukunft immer wichtiger, um den Klimawandel zu stoppen, die Umwelt zu schützen, das Tierwohl voranzubringen und mehr soziale Marktwirtschaft zu schaffen. Meine Meinung: Geht nicht, gibt es nicht! Natürlich müssen wir Einschränkungen hinnehmen und auch höhere Kosten, aber stetiges Wachstum ist kein 'Heilsbringer'."
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Auch neue Ideen werden eingebracht: "Die Gemeinwohlökonomie ist eine Alternative". Also eine Wirtschaft, die auf der Förderung des Gemeinwesens und auf Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung setzt. Die Frage, wie es den Beschäftigten hier und global im heutigen Wirtschaftssystem geht ist hier Thema: "Insgesamt machen wir uns zu wenig Gedanken, was unser Konsum für die Menschen bedeutet, die diese Produkte (möglichst billig) herstellen. Da muss generell ein Umdenken stattfinden."
Gewerkschaften und Mitbestimmung bleiben wichtig
Gewerkschaften und die betriebliche Mitbestimmung haben dabei eine wichtige Rolle, meint ein Beitrag: "Sie können gute Unternehmensführung für nachhaltige Arbeitsplätze, Einkommen, Standorte in lebenswerten und gesunden Umwelten mitgestalten und mitverantworten." Sie sollten "im Sinne von Gemeinwohl progressive wie innovative Ideen fördern", meint ein weiterer Beitrag. Eine veränderte Welt nach der Krise: ob Wunsch oder Wirklichkeit, sie ist Thema beim Zukunftsdialog.
Dies ist der zweite von drei Teilen einer Sonderauswertung Ihrer Impulse, die Sie uns während der Corona-Krise gesendet haben. Lesen Sie hier die weiteren Teile:
- Teil 1 "Schwere Zeiten": Arbeitsbedingungen in der Corona-Krise
- Teil 3 "Kluft zwischen Armut und Reichtum": Die Debatte um Gesellschaft und Solidarität während der Corona-Krise
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