"Kluft zwischen Armut und Reichtum" – Die Debatte um Gesellschaft und Solidarität während der Corona-Krise

Neue Ungleichheiten in Corona? Hausfrau, Milliardäre, Homeschooling: Das wird im Zukunftsdialog in der Krise diskutiert
Vielfältige Meinungen und Beiträge gab es von März bis Juli 2020 auf unserer Online-Dialogplattform. Der folgende Artikel zeigt eine Momentaufnahme ausgewählter Diskussionen zum Thema Gesellschaft und Solidarität während der Corona-Krise. Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten beschäftigten viele Menschen, die uns geschrieben haben.

Corona-Krise hat Fragen um Gerechtigkeit verstärkt

Was ist gerecht? Diese Frage zieht sich durch viele Beiträge beim Zukunftsdialog. Die Corona-Krise hat die Fragen rund ums Thema verstärkt. Ungleichheiten zwischen Arm und Reich, zwischen den Geschlechtern, zwischen Berufsgruppen waren auch vorher da. Nun aber zeigen sie sich deutlicher und ungeschminkt. Die Debatten um das gesellschaftliche Zusammenleben, um Verteilungsgerechtigkeit und Solidarität haben an Schärfe zugenommen.

"Kluft zwischen Armut und Reichtum wird immer größer"

"Die Kluft zwischen Armut und Reichtum wird immer größer", lesen wir bei den Beiträgen. Da viele Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter jeden Euro am Monatsende zählen müssen, wird auch kritisch auf die staatlichen Hilfen von Unternehmen geschaut. Ein Beitrag kritisiert, dass "die, die am lautesten schreien und am besten mit den Politikern vernetzt sind, am ehesten unterstützt werden.“ Ein weiterer Beitrag weist auf die Ungleichheit der Löhne zwischen Managern und Beschäftigten in einigen DAX-Unternehmen hin, die um das Vielfache abweichen können: "Der Vorstand von VW verdient achtzig Mal so viel wie ein normaler Arbeiter, das heißt, man bräuchte zwei Leben, um ein Jahreseinkommen dieses Vorstandes zu verdienen!" Eine zunehmende Spaltung wird wahrgenommen: "Immer reicher werden die Millionäre. Hier im Lande geht die Spaltung weiter."

Debatte um Geschlechterrollen

Besonders deutlich wurde Ungleichheit auch beim Homeschooling. Viele Kinder wurden abgehängt, da sie keine digitale Ausstattung zu Hause hatten. Ein Beitrag dazu betont: "Es geht ja um soziale Ungleichheit, also um Menschen, die arm sind. Also um Menschen, die sich oft keinen Heim-PC leisten können." Schulen und Kitas blieben lange geschlossen. "Es ist unfassbar, was man Eltern und Kindern derzeit zumutet", betont ein Beitrag. Plötzlich waren Eltern wieder Vollzeit mit der Kinderbetreuung beschäftigt und das neben ihrer Arbeit. Geschlechterrollen kamen wieder stärker in den Blick bei der Frage, wer sich um die Kinder kümmert. Beim Zukunftsdialog wurde emotional zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf diskutiert: Von "in unserer heutigen Zeit sollten Frauen nicht allein Hausfrau sein" bis zu "Kinder aufziehen und Karriere machen ist inkompatibel" reichen die Meinungen.

Zeitalter der Egoisten oder der Solidarität?

Ungleichheit besteht auch bei der Frage, wer am gesellschaftlichen Leben wie teilhaben kann. "Wer Geld oder/und Beziehungen hat, war schon immer 'gleicher'! Das wird jetzt natürlich noch schlimmer. Das Anspruchsdenken 'Das steht mir zu!' wird überhand nehmen. Das Zeitalter der Egoisten ist da!" Um trotz allem gut aus der Krise zu kommen, wird von vielen mehr Solidarität gefordert – beispielsweise die Idee eines Corona-Soli: "Ab einem bestimmten Einkommen zahlt jeder einen Soli. Und mit diesem Geld wird dann allen (Menschen, Beschäftigten, Selbstständigen, Unternehmen...) geholfen, die in der Krise finanziell kürzer treten mussten und in Not geraten sind." Vielleicht hat der Beitrag damit schon eine Antwort gegeben auf die Frage "Was ist gerecht?": solidarisches Handeln kann Gesellschaft gerechter machen.

Dies ist der letzte von drei Teilen einer Sonderauswertung Ihrer Impulse, die Sie uns während der Corona-Krise gesendet haben. Teil 1 "Schwere Zeiten": Arbeitsbedingungen in der Corona-Krise finden Sie hier. Den zweiten Teil "Weitermachen wie vorher?" – Die Debatte um Wirtschaft und Wachstum während der Corona-Krise können Sie hier lesen.

Prägen Sie die Diskussion mit und bringen Sie Ihre Sicht über das untenstehende Kommentarfeld in den Zukunftsdialog ein.

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