Digitale Transferkonferenz 2021: Zukunftsdialog – Eine Zwischenbilanz

Maren Diebel-Ebers, Alexander Thewalt und Karl Breer bei der Digitalen Transferkonferenz.
Wie wollen wir leben? Wie wollen wir arbeiten? Was benötigen wir für eine gerechte Zukunft? Diese Fragen stehen seit mittlerweile zweieinhalb Jahren im Vordergrund des DGB-Zukunftsdialogs – doch was ist seit Beginn passiert, welche Erfolge wurden erreicht und wie geht es weiter? Im Rahmen der Digitalen Transferkonferenz am 16. und 17. April wurde Zwischenbilanz gezogen. Zwei spannende Projekte aus Baden-Württemberg und Niedersachsen gaben einen praxisnahen Einblick in die Gewerkschaftsarbeit im Rahmen des Zukunftsdialogs.

Was macht einen attraktiven Arbeitsplatz aus? Vergütung? Arbeitszeiten? Kolleg/innen? Alles wichtige Aspekte, aber auch die Verkehrsanbindung bestimmt die Arbeitsplatzattraktivität. Und genau hier setzt der DGB-Kreisverband Heidelberg Rhein-Neckar an. Regionssekretärin Maren Diebel-Ebers (im oberen Foto, 2. Reihe, 1.v.l), Baudozent der Stadt Ludwigshafen Alexander Thewalt (im oberen Foto 1. Reihe, 1.v.l.) und FDP-Stadtratsmitglied Karl Breer (im oberen Foto 1. Reihe, 2.v.l.) erklären im Gespräch, dass Mobilität in Heidelberg ein emotional aufgeladenes Thema sei. Staus bremsen im Alltag. Dadurch wird der Weg zur Arbeit für viele Beschäftigte eine enorme Belastung. Die hohe Zahl an Pendler/innen bringt in den Stadtteil Neuenheimer Feld besonders viel Verkehr. "Wir haben für diesen Bereich, Neuenheimer Feld, unglaubliche Zielverkehre zu verschiedenen Tageszeiten", hält Thewalt fest. Denn hier sind große Arbeitgeber wie die Universität oder das Universitätsklinikum angesiedelt. Laut Breer arbeiten dort ungefähr 17.000 Menschen. Doch diese Pendlerströme seien in der Vergangenheit bei der Verkehrsplanung häufig nicht berücksichtigt worden, so Thewalt. Die Interessen der Anwohner/innen standen im Vordergrund, da ausschließlich Anwohner/innen die Möglichkeit haben politische Vertreter/innen auf kommunaler Ebene zu wählen. Durch den DGB werden so die Interessen der Menschen, die zum Arbeiten in die Stadt kommen, von der Politik gehört.

Arbeitnehmer/innen eine Stimme geben

Aus Sicht des DGBs musste dies geändert werden, so betont Diebel-Ebers im Live-Talk: "Wir haben den Pendlerinnen und Pendlern eine Stimme gegeben." So hat sich der DGB im Stadtrat für eine bessere Anbindung durch den ÖPNV und für Park-and-ride-Plätze eingesetzt. Neben der engen Zusammenarbeit mit den Beschäftigten und die damit verbundene Interessenvertretung, zeichnet sich das Projekt in Heidelberg durch die außergewöhnliche politische Zusammenarbeit von DGB und FDP aus. Sie zeigt: Die Verbesserung zu einem attraktiven und möglichst stressfreien Berufsverkehr hat für alle höchste Priorität, damit auch in Zukunft Heidelberg als Wohn- und Arbeitsort attraktiv bleibt. Das Projekt Mobilität zeigt, wie wichtig es ist, auch ungewöhnliche Brücken zu bauen.

Wohnen wird zu Luxusgut 

Die öffentlichen Debatten über die Mietpreisbremse in Berlin zeigen wieder einmal: Bezahlbarer Wohnraum wird immer mehr zur Mangelware. Seit Jahren steigen die Mieten rasant an, die Löhne halten nicht mit. Für viele Menschen ist Wohnen vor allem in den Ballungsräumen kaum noch erschwinglich. Wie kann dieses Riesenproblem behoben werden? Darum ging es in der Panel-Diskussion mit dem Vorsitzenden des DGB Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt Mehrdad Payandeh (im unteren Foto, 1. Reihe, 2.v.l.), der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im niedersächsischen Landtag Julia Willie Hamburg (im unteren Foto, 1. Reihe, 1.v.l.) und Niedersachsens SPD-Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Olaf Lies (im unteren Foto, 2. Reihe, 1.v.l). Ein Hebel, um das Problem anzugehen, ist aus ihrer Sicht die Landeswohnungsbaugesellschaft für mehr bezahlbaren Wohnraum. Sie soll das Problem angehen, dass in der Vergangenheit wurde sozialer Wohnbau gefördert wurde, privaten Investoren sie anschließend aber nicht als soziale Wohnungen nutzten. Deswegen fordert Payandeh, dass der Staat selbst bauen muss. Erst durch eine Landeswohnungsbaugesellschaft kann diese Forderung verwirklicht werden. So können auch Wohnungslose dauerhaft von der Straße geholt werden. Payandeh erklärt: "Das ist mehr als Schaffen von Wohnraum für Obdachlose!"

 

Mehrdad Payandeh, Julia Willie Hamburg und Olaf Lies während Panel-Diskussion zu bezahlbarem Wohnraum in Niedersachsen.

Bezahlbarer Wohnraum: Es muss gehandelt werden und zwar jetzt!

Auch #Hamburg macht klar: "Es gibt keinen Weg an der Landeswohnungsbaugesellschaft vorbei." Nur durch staatliche Intervention kann auch in Zukunft bezahlbarer Wohnraum ermöglicht werden. Der DGB fordert von Regierung und Opposition schnellstmögliches politisches Handeln. Lies unterstützt das Engagement des DGBs, denn er ist davon überzeugt, dass der Staat bei der Daseinsvorsorge eine Verantwortung innehat und bezahlbares Wohnen für alle ermöglichen muss. Auch dieses Projekt aus Niedersachsen zeigt die Funktion des DGBs als Vermittler zwischen Bürger/innen und Politik. Erst durch die aktive Beanstandung von Missständen können diese langfristig behoben werden.

DGB schafft Brücke zwischen Politik und Bürger/innen

Beide Praxisbeispiele aus zweieinhalb Jahren Zukunftsdialog zeigen, dass die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Gewerkschafter/innen die Probleme von Beschäftigten sichtbar machen und erfolgreich bei politischen Akteur/innen platzieren, um gemeinsam Lösungen für eine gute Zukunft zu schaffen.

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